Einst war ich

Fulufjjället, höchster Wasserfall in Schweden - Njupeskär

Einst war ich Fluß, war Wald, war auch Feld,
war Huf und jeglicher Fuß, war Flosse und Flügel,
war der Himmel selbst.

Da war keine Frage nach Sinn und Zweck meines Daseins,
keine Vorstellung von Mangel oder Bedürftigkeit.
Nichts, was nicht von Liebe umfangen war.
Erst als ich auszog und alles verließ, was ich einst gewesen,
kamen Leiden und Qual, kamen Fragen und Angst.

Alsbald weinte ich bitterlich,
weinte Tränen, wie ich sie nie zuvor gekannt.
Schließlich kehrte ich um –
kehrte zurück zum Fluß, zurück zu den Bergen,
bat inständig um ihre Einwilligung,
sich wieder mit mir zu vermählen,
bat jede Erscheinung, bat jedes Geschöpf,
wieder eins mit mir zu werden.

Als sie mir ihre Einwilligung schenkten,
spürte ich, daß ich Gott in meinen Armen hielt –
hier und jetzt für immer gegenwärtig.
Nicht fragte E R mich: "Wo bist du gewesen?"
Heute weiß ich, daß jede Seele nur IHN hält
– in liebender Umarmung – immer nur IHN.

Daniel Ladinsky, Ekkehard Ortmann (Hrsg.):
Gedichte – inspiriert aus mystischen Quellen göttlicher Liebe.
Norderstedt: BoD-Verlag 2020, S. 32

♫  Ariel Ramírez - Misa Criolla - Kyrie  ♫

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